Paroles et traduction Konstantin Wecker - Wut und Zärtlichkeit - Live

Wut und Zärtlichkeit - Live

Mit dem Alter und der Plage
Stellt sich irgendwann die Frage:
Ist es besser zu erkalten,
Lässt man alles schön beim Alten?

Soll man sich die Wunden lecken,
Legt sich in gemachte Betten,
Statt die Kissen mit Gefühlen
Alten Trotzes aufzuwühlen?

Oder kann man immer weiter
Wachsam sein und dennoch heiter,
Soll man weiter revoluzzen
Oder doch Laternen putzen?

Kann man wütend sein und weise,
Laut sein und im Lauten leise,
Macht gerechter Zorn nicht müde,
Ist vielleicht nur Attitüde?

Eines fügt sich doch zum andern,
Nichts besteht für sich allein.
Flüsse, die getrennt mäandern,
Leiben sich dem Meere ein.

Gut poliert erscheint das Schlechte
Oft in einem Strahlenkranz.
Sei ein Heiliger, ein Sünder,
Gib dir alles! Werde ganz!

Hab mich niemals an Gesetze,
Dogmen oder Glaubenssätze,
Führer, höhere Gewalten
Ohne Widerspruch gehalten.

Und mich führ'n auf meiner Reise
Zum Verstehen viele Gleise.
Zwischen Zärtlichkeit und Wut
Tut das Leben richtig gut.

Menschen müssen sich verändern,
Um sich selber treu zu sein.
Nur das Wechseln von Gewändern
Kann kein wahrer Wandel sein.

Mancher sagt: Nur meditieren,
Essen, was zum Boden fiel,
Sich im Ganzen zu verlieren,
Sei das wahre Lebensziel.

Andre ritzen ihren Armen
Hass und Rache blutig ein.
Sie sind viel zu schwer verwundet,
Um im Herzen ganz zu sein.

Andre wiederum marschieren,
Fahnen werden stolz gehisst.
Und auch sie werden verlieren,
Weil kein Sieg beständig ist.

Eines fügt sich doch zum andern

Hoch gestiegen, tief gefallen,
Zwischen Geistesblitz und Lallen
Bin ich auf dem Weg zum Lieben
Meinem Innern treu geblieben.

Denn mich führ'n auf meiner Reise
Zum Verstehen viele Gleise.
Zwischen Zärtlichkeit und Wut
Fasse ich zum Leben Mut.

Rage and Tenderness - Live

With age and affliction,
The question eventually arises:
Is it better to grow cold,
Should one leave everything nice and old?

Should one lick one's wounds,
Lay in made beds,
Instead of stirring up the pillows with feelings
Of old defiance?

Or can one always continue
To be vigilant and yet cheerful,
Should one continue to revolt
Or clean lanterns?

Can one be angry and wise,
Be loud and soft in the loudness,
Does righteous anger not tire one,
Is it perhaps just an attitude?

One thing leads to another,
Nothing exists for itself alone.
Rivers that meander separately
Surrender themselves to the sea.

Well polished, the bad often appears
In a halo of radiance.
Be a saint, a sinner,
Give yourself everything! Become whole!

I have never held to laws,
Dogmas or creeds,
Leaders, higher powers
Without contradiction.

And many tracks lead me
To understanding on my journey.
Between tenderness and rage
Life feels really good.

People have to change,
To be true to themselves.
Only changing clothes
Cannot be a true change.

Some say: Only meditate,
Eat what has fallen to the ground,
To lose oneself in the whole,
Be the true goal of life.

Others carve hatred and revenge
Bloodily into their arms.
They are far too badly wounded,
To be whole in their hearts.

Still others march,
Flags are proudly hoisted.
And they too will lose,
Because no victory lasts.

One thing leads to another

Risen high, fallen low,
Between flash of inspiration and babbling
I am on the way to loving
Remaining true to my inner self.

For many tracks lead me
To understanding on my journey.
Between tenderness and rage
I gather courage for life.