Paroles et traduction Reinhard Mey - Mr. Lee

Mr. Lee

Das war nicht der wortkarge Pförtner im Haus an der Havelchaussee,
Den ich durch das Türchen im Fenster um eine Auskunft bat,
Es war der lächelnde Concierge in seiner goldbetressten Livree,
Der mit angedeuteter Verneigung vor seinen Tresen trat
Und mit sanfter Stimme zu mir sprach in dieser Nacht, und ich steh
Im River Hotel, Bar and Restaurant, Khan Daun Penh, am Sisowat Quai.

"Mister Lee hat ausgecheckt
Wie er das gerne macht,
Hat keinen von uns aufgeweckt,
Ging mitten in der Nacht.

Nein, Sir, niemand weiß genau,
Wann er kommt und geht,
Bis er lächelnd irgendwann,
So wie Sie dort vor mir steht.

Fragen sie den Mann mit dem Taxi, der fährt ihn, wenn er verreist,
Oder den, der auf seinem Took-Took schläft, das in der Auffahrt hält.
Der bringt ihn heim spät in der Nacht, und am Tag in die Stadt und es heißt,
Er sitzt gern in den Gärten unten am Fluss, und wenn die Dämmerung fällt,
Bringt er eine Handvoll Räucherstäbchen gebündelt wie ein Geschenk
Zu den Seelen der Geschundenen in den Mauern von Tuol Sleng.

"Mister Lee hat ausgecheckt,
Wie er das gerne macht,
Hat mir 10 Dollar zugesteckt,
Mister Lee hat gelacht.

Mister Lee sagt nie Bescheid,
Nennt kein Reiseziel.
Sir, bedaure, tut mir leid,
Mister Lee redet nicht viel.

Fragen Sie jeden Losverkäufer, jeden Bettler in Khan Daun Penh,
In den Garküchen, in den Spelunken, alle kennen ihn hier im Revier,
Jeder sagt "der weiße Elefant", wie ihn die Kinder hier nenn',
Bleibt nie lange fort, der kommt immer wieder, Sir, glauben sie mir,
Fragen Sie in den Wellblechhütten, fragen sie jeden Skipper am Pier,
Wenn Mekong und Tonle Sap südwärts fließen ist er wieder hier!"
Die Nacht senkt sich im Regen auf das Haus an der Havelchaussee -
Und die Sonne geht auf über Khan Daun Penh und über dem Sisowat Quai.

Mr. Lee

It wasn't the taciturn doorman in the house on the Havelchaussee,
Whom I asked for information through the door in the window,
It was the smiling concierge in his gold-braided livery,
Who stepped in front of his counter with a slight bow
And spoke to me in a soft voice that night, and I stand
In the River Hotel, Bar and Restaurant, Khan Daun Penh, on the Sisowat Quai.

"Mister Lee has checked out
As he likes to do,
Didn't wake any of us,
Left in the middle of the night.

No, sir, nobody knows exactly
When he comes and goes,
Until he smiles someday,
Just like you are standing there in front of me.

Ask the man with the taxi, he drives him when he leaves,
Or the one who sleeps on his tuk-tuk, which stops in the driveway.
He brings him home late at night, and into the city during the day, and it is said,
He likes to sit in the gardens down by the river, and when dusk falls,
He brings a handful of incense sticks bundled like a gift
To the souls of the tormented in the walls of Tuol Sleng.

"Mister Lee has checked out,
As he likes to do,
He slipped me 10 dollars,
Mister Lee laughed.

Mister Lee never says goodbye,
Doesn't name a destination.
Sir, I'm sorry, I'm sorry,
Mister Lee doesn't talk much.

Ask any lottery seller, any beggar in Khan Daun Penh,
In the food stalls, in the dives, everyone knows him here in the precinct,
Everyone says "the white elephant", as the children call him here,
Never stays away for long, he always comes back, sir, believe me,
Ask in the corrugated iron huts, ask any skipper on the pier,
When the Mekong and Tonle Sap flow south, he'll be back!"
Night descends in the rain on the house on the Havelchaussee -
And the sun rises over Khan Daun Penh and over the Sisowat Quai.