Wolf Biermann - Melancholie - Live Songtexte

Songtexte Melancholie - Live - Wolf Biermann




weil ich kein land mehr seh in keinem land
auf all dem industriemist kräht kein hahn
die menschlein taumeln über jeden rand
zu arm, zu reich, zu klein im größenwahn
weil wünsche wuchern wie ein krebsgeschwür
bin ich ein nimmerfroher nimmersatt
weil todesangst sich spreizt als lebensgier
weil grenzenlose freiheit grenzen hat
und weil ich meinen feinden nie nichts verzieh
und weil ich selber seh und doch nichts schnalle
melancholie
melancholie im herzen
die schwarze galle
weil feigheit vor dem wahren freund mich lähmt
weil kühnheit vor dem falschen feind mich foppt
weil man mit tränen kein' tyrannen zähmt
und weil kein lied die amokläufer stoppt
weil ich am ruhm vorn an der rampe roch
und leckte mich so durstig an dem salz
weil zweifel mir in die gewissheit kroch
und habe schulden schuldlos auf dem hals
weil ich widerstand und ging doch in die knie
und krieg kein seelengeld mehr auf die kralle
melancholie
melancholie im herzen
die schwarze galle
wer hoffnung predigt, tja, der lügt. doch wer
die hoffnung tötet, ist ein schweinehund
und ich mach beides und schrei: bitte sehr
nehmt was ihr braucht - zu viel ist ungesund!
weil grundlos alles hoffen ist, genau
wie auch die liebe keine gründe braucht
und weil ich träume in die pfanne hau
weil nur von ketzerei der schornstein raucht
und weil'n ketzer brennt und leuchtet hell wie nie
und herrlich aufersteht in jedem falle
melancholie
melancholie im herzen
die schwarze galle
weil ich nach meinem ebenbild mein kind
nur formen kann, wie Gott: zu dumm, zu schwach
und weil's doch eigne wege findet: blind
läuft es der herde ins verderben nach
die enkel fechtens besser aus! - wer's glaubt
hat seinen seelenfrieden und 'n knall
weil friedhofsruh mir alle ruhe raubt
weil ich so hundemüde bin von all
dieser menschenheitsretterei und schlaf doch nie
weil ich 'ne dürre hab und wollte 'ne dralle
melancholie
melancholie im herzen
die schwarze galle
mein lieb, wenn ich mit dir bin, und es trifft
such gut, weil wir einander meinen, wenn ich
dich zottel in die himmel, wenn das gift
wegschwemmt im fluss der seeligkeit, wenn sich
in milch und honig wandeln blut und hass
wenn uns ein freund braucht, und wir können dem
ein bett beziehn und trinken auch'n glas
und macht ein friede uns den krieg bequem
dann passiert es, dass ich ihr für kurz entflieh
ja, weil ich immer wieder steh und falle
melancholie
melancholie im herzen
die schwarze galle




Wolf Biermann - Ermutigung im Steinbruch der Zeit (Live-Mitschnitt des Konzertes im Berliner Ensemble am 16.November 2001)

1 Schlaflied für Louba-Mollie - Live
2 À Paris - Live
3 Mag sein, daß ich irre - Live
4 Loreley - Die Rheinfahrt - Live
5 Nur wer sich ändert, bleibt sich treu - Live
6 Auf dem Friedhof am Montmartre - Live
7 Die Stasi-Ballade - Live
8 Melancholie - Live
9 Mit neuen Freunden - Live
10 Ballade vom Preußischen Ikarus - Live
11 Und als wir ans Ufer kamen - Live
12 Bilanzballade im dreißigsten Jahr
13 Bilanzballade im elften Jahr - Live
14 Mich wundert - Live
15 Um Deutschland ist mir gar nicht bang - Live
16 Berlin, Berlin, Berlin, Berlin - Live
17 Ick fahr nich an meine Wohnung vorbei! - Live
18 Ballade vom Gut Kirschenessen - Live
19 Ballade von den verdorbenen Greisen - Live
20 Im Steinbruch der Zeit - Live
21 Lied von den bleibenden Werten / Berlin, du deutsche deutsche Frau - Live
22 Die West-Marie in Ostberlin - Live
23 Ballade vom Hugenottenfriedhof - Live
24 Das Barlach-Lied - Live
25 Soldat, Soldat - Live
26 Die Populär-Ballade - Live
27 Wie eingepfercht in Kerkermauern - Live
28 Es senkt das deutsche Dunkel - Live
29 Die hab ich satt! - Live
30 Ermutigung - Live




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