paroles de chanson Willy IV - Live - Konstantin Wecker
Es
tut
mir
leid
Willy,
dass
ich
dich
noch
einmal
belästigen
muss,
in
deiner
wohlverdienten,
ewigen
Ruhe.
Aber
es
brennt
mir
halt
so
viel
auf
der
Seele,
und
die
Gespräche
mit
dir
waren
immer
so
schön
unbesonnen,
so
gar
nicht
politisch
korrekt.
Und
so,
wie
wir
zwei
immer
miteinander
geredet
haben,
denken
viele.
Nur
man
tut's
eben
nicht
mehr
all
zu
laut.
Das
Land
ist
geistig
und
sprachlich
nicht
mehr
wiederzuerkennen.
Es
herrscht
Krieg,
Willy,
und
seit
neuem
ist
es
auch
unser
Krieg.
Und
ich
bin
genau
so
verwirrt
wie
alle
anderen
Willy
und
habe
natürlich
auch
keine
fertigen
Lösungen
parat.
Ich
muss
mich
einfach
mal
mit
jemandem
aussprechen
und
will
dir
erzählen,
wie
es
so
weit
gekommen
ist:
Ein
paar
wahnsinnige,
verblendete,
gehirngewaschene
Verbrecher
haben
am
11.
9.
Das
World
Trade
Center
mit
Verkehrsmaschinen
in
die
Luft
gejagt
und
über
4800
Menschen
hingemetzelt.
Entsetzlich.
So
viel
Leid.
So
viele
Tränen.
Kinder,
die
ihre
Eltern
nie
mehr
sehen
werden,
Hinterbliebene,
deren
Leben
nie
mehr
so
unbeschwert
sein
wird
wie
vorher.
Alle
trauern.
Auch
Deutschland
trauert,
wie
nie
zuvor.
Vor
allem
öffentlich
und
medienwirksam.
Da
hat
sich
ein
richtiges
Trauermanagement
entwickelt.
Und
da,
Willy,
kommt
mir
nun
doch
manches
befremdlich
vor.
Mir
erschienen
meine
Mitbürger
in
den
letzten
Jahren
gar
nicht
so
mitfühlend.
Keiner
hat
öffentlich
so
getrauert,
als
200
000
Iraker
im
Golfkrieg
starben.
Als
Millionen
Afrikaner
in
Ruanda
erschlagen
und
verstümmelt
wurden.
Sicher,
das
ist
alles
sehr
weit
weg
und
geht
uns
nicht
so
nah,
sagen
viele
96
aber
wäre
es
jetzt
nicht
an
der
Zeit,
den
Schrecken
zum
Anlass
zu
nehmen,
mal
wirklich
nachzudenken?
Sind
wir
das
nicht
eher
den
Opfern
schuldig,
als
Säbelrasseln
und
Vergeltungsgebrüll?
Oder
verbieten
wir
uns
dieses
Nachdenken
etwa
deshalb,
weil
es
uns
zwingen
könnte,
unsere
buchstäblich
überflüssige
Lebensweise
zu
überprüfen?
Vielleicht
sogar
zu
ändern?
Ist
das
Böse
wirklich
immer
außerhalb
von
uns
selbst?
Kann
es
mit
Waffen
bekämpft
werden?
Ist
Bin
Laden
jetzt
der
Teufel,
oder
vielleicht
doch
nur
ein
ausgerasteter
CIA-Agent?
Und
wenn
das
Böse
nun
wirklich
mit
Hilfe
der
Nato
ausgerottet
würde
96
käme
die
katholische
Kirche
nicht
in
eine
tiefe
Sinnkrise?
Streubomben
und
Lebensmittel
- ist
das
die
rechte
Art
um
der
sogenannten
unzivilisierten
Welt
unsere
Zivilisation
schmackhaft
zu
machen?
Warum
haben
wir
denn,
verdammt
noch
mal,
dieses
arme
Land
nicht
schon
vor
zwanzig
Jahren
mit
Lebensmitteln
versorgt?
Welche
Freiheit
verteidigen
wir
denn
nun
so
vehement?
Die
des
Geistes,
oder
vielleicht
doch
nur
die
des
freien
Marktes?
Und
vernichten
wir
jetzt
nicht,
mit
immer
neuen
Antiterrorgesetzen,
genau
das,
weswegen
unsere
Demokratie
zu
Recht
verteidigt
werden
sollte?
Ist
man
deswegen
schon
antiamerikanisch,
weil
man
sich
die
gleichen
politischen
Sorgen
macht
wie
vor
dem
11.
September?
Macht
dieser
Anschlag
jetzt
alle
Verbrechen
der
Bushfamilie,
der
amerikanischen
Außenpolitik
und
des
CIA
ungeschehen?
Gott,
ich
bin
doch
auch
gegen
Terrorismus
und
kein
Volk
der
Welt
hat
die
Taliban
oder
die
Mörderbande
der
Nordallianz
als
Herrscher
verdient
96
aber
hat
man
sie
vorher
erst
bewaffnen
müssen?
Also
gut.
Eliteeinheiten
nach
Afghanistan!
Aber
warum
nicht
auch
in
die
Deutsche
Bank,
in
die
Pharmakonzerne
und
nach
Liechtenstein
oder
auf
die
Bahamas!
Haben
wir
nicht
die
beste
aller
Gesellschaftsformen,
heißt
es
immer
wieder
und
alle
nicken
ergriffen,
als
müsste
nicht
auch
das
beste
System
immer
wieder
erneuert
werden,
als
müsste
man
nicht
immer
bereit
sein,
sein
Weltbild
in
Frage
zu
stellen.
Und
wie
perfekt
ist
denn
nun
dieses
"beste
aller
Systeme"
wirklich?
Nur
weil's
hierzulande
den
meisten
finanziell
noch
ganz
gut
geht?
Und
was
soll
man
machen
gegen
hemmungslos
spekulierende
Fondsmanager,
gegen
das
organisierte
Verbrechen
an
der
Biosphäre,
gegen
30
Millionen
Verhungernde
jährlich,
und
einige
Millionen
nur
aus
Ernährungsmangel
blind
geborene
Kinder?
Wer
kämpft
eigentlich
noch
gegen
den
Ausnahmezustand
der
benutzten
Natur?
Kein
Tier,
kein
Baum,
kein
Fluss,
kein
Meer
besitzt
noch
irgendeinen
Wert
in
sich
selbst.
Sie
alle
sind
entwertet,
weil
sie
kein
Geld
sind.
Es
gibt
kein
richtiges
Leben
im
Falschen
- kannst
du
dich
an
diesen
Adorno
noch
erinnern,
Willy?
Es
gibt
keine
Insel
des
Glücks
in
einer
Welt
voll
Leid!
Jetzt
werdns
wieder
sagen:
"
Schauts
ihn
an,
den
Moralisten,
den
Wecker."
Aber
du
bist
meine
Zeuge,
Willy,
ich
hasse
die
Moral.
Immer
wenn
moralischer
Eifer
im
Spiel
ist,
fängt
man
an,
sich
die
Köpfe
einzuschlagen.
Ich
will
nur
nicht
aufhören,
nach
der
Wahrheit
zu
suchen.
Angeblich
ist
ja
nichts
mehr
wie
es
war.
Aber
es
wird
weiter
getötet
und
gefoltert,
gelogen
und
geschmiert,
Kinder
werden
zur
Arbeit
an
westlichen
Nobelmarken
ausgebeutet,
Kinder,
die
einzig
wirklich
immer
unschuldigen
Opfer
warten
weiter
auf
Väter
und
Mütter,
die
nie
mehr
heimkehren
werden,
werden
von
Minen
zerfetzt,
taumeln
mit
aufgeblähten
Hungerbäuchen
der
Verwüstung
entgegen...
Und
wenn
jetzt
auch
alle
im
Siegeszug
der
mörderischen
Nordallianz
ihre
Bestätigung
des
Feldzuges
sehen,
Grund
zur
Beruhigung
gibt
es
nicht
und
jeder
Krieg
hat
nun
mal
seine
eigene,
mörderische
Dynamik.
Fünf
Wochen
Bombardement
haben
eine
Kluft
zwischen
Ost
und
West
geschlagen,
die
nicht
mehr
zu
überbrücken
ist.
Auch
kann
ich
der
Auswahl
der
Bilder,
mit
denen
ich
überflutet
werde
nicht
mehr
glauben.
Welche
Bilder
des
Elends
werden
hinter
denen
des
Jubels
ausgeblendet?
Vor
einer
begeisterten
Truppe
von
Elitesoldaten
prahlte
Bush,
dieser
Krieg
sei
noch
lange
nicht
zu
Ende.
Man
stünde
gerade
mal
am
Anfang
eines
langen
Kampfes.
Und
nun
wird
die
Allianz
derer,
die
der
Welt
zuerst
das
Böse
bescheren,
um
sie
dann
davon
zu
befreien,
bei
jedem
zukünftigen
Krieg
auf
den
militärischen
Erfolg
in
Afghanistan
verweisen.
Ein
weiterer
perfekt
inszenierter
Mythos.
Mensch,
Willy,
ich
freue
mich
doch
jetzt
auch
mit
den
jubelnden
Menschen
in
Afghanistan
und
wünsche
ihnen
von
Herzen
den
heißersehnten
Frieden
und
Befreiung
für
die
Frauen.
Aber
hätte
man
nicht
den
Taliban
schon
lange
vor
dem
11.
9.
Den
Waffen-
und
Geldhahn
zudrehen
können?
Ohne
Streubomben,
mit
politischen
und
wirtschaftlichen
Mitteln.
Zum
Beispiel,
als
sie
noch
als
Geschäftspartner
von
der
amerikanischen
Öllobby
umworben
wurden?
Und
jetzt
scheint
es,
wie
immer,
wirklich
keinen
Ausweg
mehr
zu
geben,
als
weiter
zu
schießen.
Die
Logik
des
Krieges
ist
in
sich
immer
stimmig.
Vor
allem
für
den
Sieger.
Erst
kommt
der
Krieg,
dann
wird
der
Brand
gelöscht
und
dann
lässt
man
sich
als
Retter
feiern.
Wie
weit
wird
das
gehen?
Irak,
Somalia,
Libyen,
Algerien
- vielleicht
noch
Pakistan?
Die
Amerikaner
stellen
weniger
als
Fünf
Prozent
der
Weltbevölkerung
und
verbrauchen
25
Prozent
der
Welt-Erdölproduktion.
Wie
bedingungslos
solidarisch
muss
man
eigentlich
sein
mit
einem
Land,
das
öffentlich
behauptet,
die
Ölfelder
Zentralasiens
gehörten
zu
seinen
vitalen
Interessen?
Dessen
Präsident
nur
mit
Hilfe
von
Petrodollars
an
die
Macht
gekommen
ist?
Dessen
Geheimdienst
allen
Ernstes
die
Einführung
der
Folter
wieder
in
Erwägung
zieht?
Aber
Willy,
ich
glaube
immer
noch
daran,
dass
man
die
Prinzipien
der
Menschlichkeit
nicht
verlassen
darf!
Selbst
wenn
sie
so
schändlich
verletzt
wurden.
Noch
hat
sich
nichts
geändert,
Willy,
seit
dem
11.
September.
Es
sei
denn
wir
ändern
uns.
Jeder
von
uns.
Es
sei
denn,
jeder
von
uns
erkennt,
dass
wir
als
menschliche
Wesen,
in
welchem
Teil
der
Welt
wir
auch
zufällig
leben,
oder
welcher
Kultur
wir
zufällig
angehören,
voll
und
ganz
für
den
Gesamtzustand
der
Welt
verantwortlich
sind.
Wir
haben
durch
unser
tägliches
Leben
dazu
beigetragen
und
sind
Teil
dieser
monströsen
Gesellschaft,
mit
ihren
Kriegen,
ihrer
Brutalität
und
Gier,
und
nur
wenn
wir
das
klar
erkennen
- nicht
intellektuell,
sondern
so,
wie
wir
Hunger
und
Schmerz
empfinden
- nur
wenn
wir
klar
erkennen,
dass
Sie
und
Ich
verantwortlich
sind
für
die
ganze
Welt,
werden
wir
endlich
richtig
handeln.
Frieden
ist
nicht
der
Zustand
zwischen
zwei
Kriegen.
Frieden
wird
nicht
durch
Siege
erkauft.
Dieser
Frieden
- als
Endziel
des
Krieges
verstanden
- stellt
statt
des
wahren
Friedens
eher
einen
letzten
und
dauernden
Triumph
des
Krieges
dar.
Du
weißt
es,
Willy,
Frieden
braucht
Mut.
Mut
zur
Wahrheit
und
den
Mut
sich
selbst
zu
verändern.
Gestern
habns
an
Willy
begrabn
Und
er
wird
weiter
und
weiter
und
weiter
daschlagn.
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